"Semmelweis – Retter der Mütter"

Zitat aus dem Buch:

Roman um das Wirken von Ignaz Philipp Semmelweis.

Zwischen Blumenbeeten steht ein Denkmal.

Es stellt Semmelweis dar, dem eine

junge Mutter ihr Kind mit dankbarer Gebärde entgegenhält.

Rings um das Denkmal

spielen und lärmen Kinder. In den Marmor des

Sockels sind die Worte eingraviert:

Semmelweis – Retter der Mütter

Aus dem Portal der Klinik kommt eine junge Mutter.

Sie ist soeben entlassen und trägt ihren

Säugling auf dem Arm.

An der linken Hand führt sie ihren sechsjährigen Jungen.

Als sie am Denkmal vorbeigehen, fragt der kleine Junge,

neugierig auf die Marmorfigur zeigend:

„Mami, wer ist der Mann da?“

Die junge Mutter blickt nur flüchtig auf. Aber gleich beugt

sie sich wieder zärtlich über ihr Kind. Während sie die Bänder

an der Haube des Säuglings ordnet, sagt sie gleichgültig:

I weiß net!“

Sie lächelt ihrem Kind zu.

 

Ignaz Philipp Semmeleis

Von E. F. Podach

Am 1. Juli 1844 meldete sich bei dem Vorstand der ersten Gebärklink in

Wien ein junger Arzt aus Ungarn, der kurz vorher seine Doktorprüfung

bestanden hatte, als Anwärter für die Assistentenstelle. Sie wurde erst

anderthalb Jahre später frei. Am 27. Februar 1846 wurde er vorläufig,

am 1. Juli 1846 endgültig Assistent. Doch schon am 20. Oktober des

gleichen Jahres musste er zugunsten seines Vorgängers zurücktreten.

Dieser hatte eine zweijährige Dienstverlängerung erhalten, ging aber

bald danach als Professor der Geburtshilfe nach Tübingen. Der

ungarische Arzt übernahm am 20. 3. 1847 endgültig für die üblichen

zwei Jahre, also bis zum 20.3. 1849, die Stelle des Assistenten der

ersten Gebärklinik.

Jahre später hat dieser frühere Assistent eine Schrift über das

Kindbettfieber veröffentlicht, über jene von den Geburtswegen und

Geburtsorganen ausgehende schwere, mit hohem Fieber und

Schüttelfrost in Erscheinung tretenden eitrig – entzündlichen

Erkrankung, die die Gefäße entlang weitere Organe ergreift und

auf dem Blut- und Lymphweg oft in ganz kurzer Zeit zum Tode führen

kann.

In dem Werk „Äthiologie, der Begriff und die Prophylaxis des

Kindbettfiebers“ (die Lehre von der Verursachung, der Begriff und

die Verhütung des Kindbettfiebers) unterschied er mit Nachdruck

zwischen zwei Abschnitten seiner Tätigkeit an der ersten Wiener

Gebärklinik.

Die erste Dienstzeit – Juli bis Oktober 1846 – war der verzweifelten

Suche nach der Verursachung, des in der ersten Gebärklinik

verheerend wütenden Kindbettfiebers gewidmet. Die zweite Dienstzeit

 – März 1847 bis März 1849 – brachte gleich zu Beginn die Erkenntnis

der Herkunft des Kindbettfiebers und ermöglichte die Erprobung

daraufhin ergriffener Vorbeugungsmaßnahmen.

Die beiden Dienstzeiten, so schnell sie auch aufeinander folgten,

gehören zwei verschiedenen medizinischen Zeitaltern an. Die Zeitenwende

trägt den Namen des einstigen Assistenten der ersten Gebärklinik in Wien.

Man spricht in der Geburtshilfe von einer Zeit vor und nach Semmelweis.

 

Quelle: Einleitung des Buches